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Schüler übersetzen Menschenrechte in Leichte Sprache

30 Artikel in einer Broschüre / Jugendliche arbeiten mit dem Büro der Lebenshilfe Bremen zusammen

Weser-Kurier, 05.04.2014

Die Menschenrechte sind das meistübersetzte Werk der Welt. Ausgaben in mehr als 300 Sprachen und Dialekten – das sei Weltrekord, sagen die United Nations (UN). Bremer Schüler haben die Menschenrechtserklärung für über 300 000 Menschen mit Lernschwierigkeiten in Deutschland übersetzt. Die Fassung in sogenannter Leichter Sprache ist jetzt vom Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung als Broschüre herausgegeben worden.

„Die Schüler mussten sich intensiv mit den Begriffen beschäftigen, um die Artikel gut zu übersetzen“, sagt Deutschlehrer Dieter Brand-Kruth vom Gymnasium Horn. Rund fünf Monate haben seine Schüler an dem Projekt gearbeitet. Immer wieder schickten sie ihm die Übersetzungen ihrer Artikel per E-Mail, immer wieder las er sie abends mit seiner Frau und prüfte: Ist das verständlich formuliert? Je abstrakter die Begriffe, desto schwerer die Übertragung in Leichte Sprache. Die größten Probleme verursachte Artikel 30, in dem es darum geht, dass die Menschenrechte nicht abgeschafft werden dürfen.

Als die 30 Artikel fertig waren, gingen sie an drei Schüler von Michael Haag, der Lehrer am früheren Förderzentrum der Schule am Rhododendronpark war. Sie lasen alle Artikel und gaben den Gymnasiasten Rückmeldung, ob sie die Übersetzung verstanden hatten.

Inzwischen sind alle beteiligten Schüler im Studium, in der Ausbildung oder im Ausland – das Projekt startete 2011. Unterstützung bekamen sie von Volker Uhle vom Bremer Büro für Leichte Sprache. Er erklärte die wichtigsten Übersetzungsregeln und prüfte mit erfahrenen Testlesern noch einmal alle 30 Artikel auf Verständlichkeit.

In der Broschüre steht jeweils auf der linken Seite der Artikel aus der Menschenrechtserklärung, wie er von den Vereinten Nationen formuliert wurde. Darüber ist ein Bild, gezeichnet von der Grafikerin Nicole Küpke, das den Inhalt verdeutlichen soll. Bei Artikel 26, dem Recht auf Bildung, ist das zum Beispiel ein Schulbuch. Auf der rechten Seite steht der Text, wie ihn die insgesamt 29 Jugendlichen der beiden Schulen erarbeitet haben.

Neben Menschen mit Lernschwierigkeiten profitieren auch andere Gruppen von Leichter Sprache. Das Netzwerk Leichte Sprache zählt dazu die rund 7,5 Millionen Menschen in Deutschland, die nur einzelne Wörter beziehungsweise Sätze lesen können, Migranten, sowie gehörlose und ältere Menschen.

Artikel 1 in Leichter Sprache

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.

Übersetzung:

Jeder Mensch soll freundlich zu den Anderen sein. Jeder Mensch ist frei und gleich geboren. Alle Menschen sind frei. Das bedeutet: Keiner darf einen Menschen einfach so einsperren. Er darf auch niemand zwingen, etwas zu tun, was der Andere nicht will. Alle Menschen sind gleich viel wert. Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind gleich viel wert. Auch: Männer, Frauen und alle, die nicht eindeutig Mann oder Frau sind. Kein Mensch ist besser als der Andere. Alle Menschen haben die gleichen Rechte. Kein Mensch hat mehr Rechte als andere. Sie sollen Verständnis für einander haben.